Eisenbahnlandschaft.

Denkmalschutz ist eine kommunale Aufgabe“

HGV begrüßt den Kauf des Lehrstellwerks

 

Der Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins Bischofsheim e.V. (HGV) begrüßt den Kauf von Grundstück und Gebäude des „Alten Lehrstellwerks“ inmitten des neuen Baugebiets „An der alten Station“. 

 

Die denkmalgeschützten Gebäude in Bischofsheim müssen erhalten bleiben. Die Kommunen haben dabei eine politische Verantwortung, auch weil diese Aufgabe in § 62 der Hessischen Verfassung verankert ist. Dort heißt es: „Die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und Kultur sowie die Landschaft genießen den Schutz und die Pflege des Staates und der Gemeinden. Sie wachen im Rahmen besonderer Gesetze über die künstlerische Gestaltung beim Wiederaufbau der deutschen Städte, Dörfer und Siedlungen.“ 

 

Das „Lehrstellwerk“ muss als Objekt der „Eisenbahnlandschaft“ erhalten werden. Erste Überlegungen zu einer musealen Nutzung sind, im Gegensatz zur Ausstellung im Museum Bischofsheim, nicht mehr nur die Artefakte der Eisenbahngeschichte zu präsentieren, sondern Biografien und Berufstätigkeiten der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die bei der Bahn seit fast 175 Jahren gearbeitet haben. Eine zusätzliche Attraktion könnte zusammen mit dem ESV durch eine Modelleisenbahn der Bischofsheimer „Eisenbahnlandschaft“ entstehen, die zu den Öffnungszeiten in Betrieb genommen wird.

 

Der HGV ist Garant für die Einberufung eines Runden Tisches zur „Eisenbahnlandschaft“, der die lokalen und überregionalen Expertisen zusammenbringt und die konzeptionellen Entwicklungen vorantreiben kann. Die Gründung eines Fördervereins könnte zusätzlich eine strukturelle Basis für die Trägerschaft möglich machen.

 

Bereits heute interessieren sich die KulturRegion FrankfurtRheinMain, die Regionalpark RheinMain GmbH und die Flughafenstiftung für das Projekt „Eisenbahnlandschaft“. Ebenso wie das Land Hessen mit Förderprogrammen stünden diese als Partner für Sanierung und Gestaltung zur Verfügung, wenn denn die Gemeinde das Grundstück in seinen Besitz gebracht hat.

 

i.A. Mechthild Rühl, Sprecherin des Vorstandes

Bischofsheim, den 6. Juli 2023


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Wir befürworten den Kauf des Lehrstellwerks!
Offener Brief an die Bürgerinnen und Bürger mit Unterschriftenliste
HGV. Lehrstellwerk. Offener Brief an die
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Museum im alten Lehrstellwerk
Konzeptstudie von Jana Heidacker
HGV. Lehrstellwerk. Konzeptstudie von Ja
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Stellungnahme zum „Lehrstellwerk“  in der Eisenbahnlandschaft Bischofsheim

 

Von Bernd Schiffler, Heimat- und Kulturpfleger a.D.

 

Erstens

Das „Lehrstellwerk“ steht seit mindestens 1945 auf Bischofsheimer Gemarkung. Luftaufnahmen der Royal Air Force aus dem Zweiten Weltkrieg zeigen das Gebäude am heutigen Standort, das also seit fast acht Jahrzehnten zum Bischofsheimer Ortsbild zählt. Es gibt zudem Quellen, die behaupten, dass das „Lehrstellwerk“ zunächst an der Bahn in Mainz-Süd gestanden haben soll und etwa 1935 versetzt wurde. Dass es bei den Bediensteten der Bahn, aber auch im „Volksmund“, mit „Lehrstellwerk“ bezeichnet wird, ist der Tatsache geschuldet, dass es zu Schulungszwecken als Unterrichtsraum genutzt wurde, was viele Menschen in Bischofsheim bezeugen können, die dort zur Aus- und Fortbildung zusammengekommen sind.

 

Zweitens

Das „Lehrstellwerk“ gehört neben der Alten Station, dem Neuen Bahnhof 

(S-Bahn-Station), dem Rundlokschuppen mit Drehscheibe, dem Rechtecklokschuppen, dem Wasserturm, der Laderampe, des historischen Eisenbahnwaggons und der Viehweide inmitten des Baugebiets, der Eisenbahnerwohnanlage „Jerusalem“ im Bauhaus-Stil, dem expressionistischen Alten Trafohaus, dem Stellwerk R 7, der Güterhalle und der Hochheimer Eisenbahnbrücke zur „Eisenbahnlandschaft“ Bischofsheim. 

 

Drittens

Die Bezeichnung „Eisenbahnlandschaft“ geht auf den Darmstädter Industrie-Archäologen Rolf Höhmann zurück, der 2003 die erste zusammenhängende Dokumentation über den Bischofsheimer Bahnhof im Auftrag des Hessischen Landesamtes für Denkmalschutz schrieb und auf die Einzigartigkeit im Rhein-Main-Gebiet, die Bedeutsamkeit für die Eisenbahngeschichte sowie die Dichte und Anzahl des denkmalgeschützten Ensembles hervorhob. 

 

Viertens

Die Gebäude und Anlagen und damit auch das „Lehrstellwerk“ aus über 150 Jahren Eisenbahngeschichte ist von besonderem Wert für die lokale und regionale Geschichte, da sie diese eindrucksvoll für die Menschen erfahrbar und begreifbar macht. Die Sicherung und Erhaltung ist eine also wichtige kommunale Aufgabe.

Fünftens

In der Vergangenheit hat sich die Gemeinde Bischofsheim immer in verantwortungsvoller Art und Weise für die Eisenbahn engagiert und damit ihre besondere Verbundenheit zur gemeinsamen Geschichte zum Ausdruck gebracht. So wurde 2002 der Neue Bahnhof, das heutige Empfangsgebäude, mit hohem finanziellem Aufwand grundlegend restauriert und modernisiert. 2011 wurde das Alte Trafohaus für eine öffentliche Nutzung denkmalgerecht saniert und restauriert.

 

Sechstens

Die „Eisenbahnlandschaft“ Bischofsheim ist in ihrer Gesamtheit bisher nur wenig wahrgenommen und gewürdigt worden und ein Zusammenhang der Objekte ist derzeit schwer herzustellen. Die Bedeutung des Eisenbahn-Ensembles muss vermehrt in das Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden. Die Nutzung des „Lehrstellwerks“ als Café und Treffpunkt bei den Eisenbahn-Jubiläumsveranstaltungen 2002 und 2013 sowie die frühere Nutzung bei privaten Feiern und als Übungsraum für Bands haben gezeigt, dass das Gebäude einen großen Stellenwert und Bekanntheitsgrad besitzt, von der Öffentlichkeit angenommen und gebraucht wird.

 

Siebtens

Eine öffentliche Nutzung des „Lehrstellwerks“ ist ein klares Bekenntnis zur „Eisenbahnlandschaft“ Bischofsheim. Der Kauf von Grundstück und Gebäude dient der Sicherung und Pflege kultureller Identität und ermöglicht eine öffentliche Nutzung im öffentlichen Interesse. Das „Lehrstellwerk“ kann als attraktiver Treffpunkt gestaltet werden, mit modernen musealen Mitteln an die Geschichte erinnern und im Gegensatz zu einer privaten Nutzung zum Verweilen einladen.

 

 

Tischvorlage zur Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 6. Juli 2023


Das Lehrstellwerk als Teil der Eisenbahnlandschaft Bischofsheim

Einladung zur Informationsveranstaltung des Heimat- und Geschichtsvereins

Freitag, 25. August 2023 | 18.00 bis 19.30 Uhr Museum, Darmstädter Straße 2

Der Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins begrüßt den Kauf von Grundstück und Gebäude des Lehrstellwerks inmitten des neuen Baugebiets „Am Alten Bahnhof“ durch die Gemeindevertretung. Es muss als öffentlicher Ort im Ensemble der denkmalgeschützten Eisenbahnlandschaft Bischofsheim erhalten werden!

 

Warum? Wir informieren Sie!

Mechthild Rühl, Sprecherin des Vorstandes Bernd Schiffler, Heimat- und Kulturpfleger a.D. 

Detlef Dittmann, Kurator der Ausstellung zur Bahngeschichte 

Jana Heidacker erläutert ihren Plan zur Sanierung und Gestaltung

Jens Hartwig, Astrid Rühl und Rolf Sauer rufen auf, einen Förderverein „Eisenbahnlandschaft Bischofsheim“ zu gründen.


Stellungnahme zum Kauf des Lehrstellwerkes durch die Gemeinde Bischofsheim

Ulrich Thon,

langjähriger Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Bischofsheim

 

Altes bewahren, es neugestalten und mit Leben füllen!

 

Um das Ergebnis meiner Stellungnahme vorweg zu nehmen:

Ich begrüße die Absicht der Bischofsheimer Gemeindevertretung, das Lehrstellwerk zu kaufen.  

Nur im Besitz der Gemeinde kann das Haus letztlich der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden. Natürlich werden umsetzbare und gute Ideen und Visionen gefragt sein, das historische Kleinod mit Leben, museal mit Exponaten aus der Bischofsheimer Eisenbahngeschichte ergänzt, zu füllen. Mit einem Brainstorming, einer Sammlung von Ideen, sollte schon bald in einer konzertierten Aktion zwischen Gemeinde, HGV und anderen in Frage kommenden Vereinen und Organisationen begonnen werden.

Bei aller verständlichen Euphorie, die auch ich für das Bauwerk in mir trage, muss natürlich auch die Frage der Kosten für Ankauf und Renovierung und deren Finanzierung geklärt sein. Unterstützer und Sponsoren sind zu suchen und zu finden.  Kann man evtl. die Bischofsheimer Bevölkerung durch Spendenaufrufe und Veranstaltungen zur Mitfinanzierung gewinnen?  

Das Finanzierungsproblem sollte immer unter dem Motto „Wir wollen - und müssen - das schaffen“ stehen.

Das Gesicht Bischofsheims als „Eisenbahnergemeinde“ wird in seiner Außendarstellung noch intensiver und prägnanter wirken. Ein schmuck restauriertes Stellwerk mit unterhaltsamem „Innenleben“ wird die historische Gebäudeattraktionen Bischofsheims als „I-Tüpfelchen“ wieder erweitern.  Wurde doch früher die Erhaltung historischer Gebäude manchmal eher fahrlässig beurteilt. Nicht nur alteingesessene Bischofsheimer trauern heute noch um den Abriss des Gasthauses „Zur Alten Schmiede“. 

Mit Wasserturm, der Alten Station und dem Lagerschuppen wird das Lehrstellwerk ein wunderbares Ambiente der Industriekultur darstellen. 

Schlimm, dass der „Steg“ dort auch schon fehlt.   

Ich wünsche allen Entscheidungsträgern und engagierten Mitstreitern eine glückliche Hand und gute Ideen.        

gez.  Ulrich Thon, 16. August 2023 


Natürlich soll die Eisenbahnergemeinde großes Interesse an Erwerb und Sanierung des alten Lehrstellwerkes haben. Es ist fast die letzte Chance.

Lieber Herr Prof. Schneider,

zuerst besten Dank für die umfangreichen Unterlagen. 

 

Natürlich soll die Eisenbahnergemeinde - so sie es wirklich sein will und nicht nur den Wasserturm als historisches Alibi in Broschüren und offiziellen Logos führen will - großes Interesse an Erwerb und Sanierung des alten Lehrstellwerkes haben. Es ist fast die letzte Chance. Das alte Trafohaus reisst es nicht raus. 

 

Alternative ist dann nur noch der „alte Bischofsheimer Bahnhof“ in HO der Modelleisenbahner des ESV. Bischofsheimer Industriegeschichte geschrumpft auf ca. 10 qm im unzureichenden Modell. Auch wenn Bahnhofsgebäude, und Wasserturm absolute Unikate und auf keiner anderen Modellbahnanlage anzutreffen sind, rechtfertigen unsere Module sicher nicht, dass der Begriff der „Eisenbahnergemeinde“ weiter verwendet wird. 

 

Dann sollte sich das Gemeindeparlament ehrlich machen und die kommunale Identität als „Eisenbahngemeinde“ ersatzlos aus Logos, Briefköpfen und dem bürgerlichen Selbstverständnis streichen. 

 

 Die Erwerbskosten mitten in einem Filetstück der Gemeinde, sozusagen „downtown“ schlagen erstaunlich günstig zu Buche. 

Die Sanierungskosten sind es leider nicht unbedingt und sicher die größte Angriffsfläche für das aktuelle Bürgerbegehren. 

Schließlich sind es „überflüssige“ Ausgaben einer finanziell notorisch klammen Gemeinde. Zudem sind die laufenden Unterhaltskosten (noch) nicht definiert.

 

 In einem Staat resp. Bürgern, der/die sich nur noch über betriebswirtschaftliche Sichtweisen der Volkswirtschaft wahrnimmt, sind solche Investitionen „rausgeschmissenes Geld“. Kosten und „Nutzen" stehen in keinem „vernünftigen“ Verhältnis. Es gibt dringendere kommunale Anliegen. 

 

Das Bürgerbegehren zielt in seiner Begründung für dessen Notwendigkeit auf die oben genannten Überlegungen: nicht noch mehr Schulden, nicht noch mehr Steuern, nicht noch mehr laufende Kosten. Es beantwortet natürlich und vorsichtshalber diese Fragen nicht:

 

Ist es richtig, dass der Verkäufer die Auflage hatte, das Lehrstellwerk zu Wohnzwecken zu sanieren? 

Kann die Gemeinde bei Erwerb diese Nutzungsverpflichtung umgehen?

Welche Funktion soll das Gebäude für die Gemeinde und seine Bürger erfüllen?

 Nur als Dependance des HGV ggf. zu gründenden Fördervereines?

Location für kleinere offizielle und private Veranstaltungen? Ist sinnvolle Veranstaltungstechnik mit eingeplant? Sanierung und dann Verpachtung als Café o.ä.(könnte Bischofsheim gut gebrauchen) ? Nutzung als Standesamt mit der Möglichkeit dort auch danach einen Empfang für eine kleinere Gästeschar zu realisieren? 

 

Größte Hürde ist die Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen.

Welche Zuschüsse sind von Denkmalpflege, Land und Bund zu erwarten? 

Gäbe es ein Gebührenkonzept für die Nutzung des dann sanierten Gebäudes?

Wer kümmert sich um die Gebäudepflege, ggf. Vermarktung usw.?

Sollen regelmäßige Veranstaltungen des HGV dort stattfinden?

Wer beaufsichtigt die Sanierungsphase? 

Verzögern sich dadurch andere kommunale Aufgaben? 

 

Ich halte es für dringend erforderlich, diese Fragen im Vorfeld gründlich zu prüfen, und belastbare Antworten zu haben, um dem Bürgerbegehren, das nicht mit Mutmaßungen und vollkommen überzogenen Szenarien ( Kosten von 1.Mio €, Erhöhung der Grundsteuer) spart, die als jetzt schon feststehende Fakten verkauft werden, den Boden zu entziehen. 

 

Die Bemerkungen zum Wasserturm als angeblich schon für den HGV als Dependance nutzbare vorhandene Alternative, wenn man sich die Mühe machen würde, den Turm vom Taubendreck zu befreien sind von Unkenntnis des Wasserturms im Inneren gekennzeichnet:

Er ist ein rein technisches Bauwerk mit schöner Außenansicht, dass wars leider. Er war nie auch nur als „Notwerkstatt“ o.ä. konzipiert. Wasserbehälter, Steig- und Versorgungsleitungen und oben der Wassertank, der nicht entfernbar ist, ohne die Gesamtkonstruktion zu gefährden. In der Glanzzeit der Reichsbahnära vor dem ersten Weltkrieg baute man nicht nur technisch zweckmäßig sondern auch noch repräsentativ und optisch ansprechend.

 

Ich wünsche Allen Interessierten eine lebhafte, konstruktive und erfolgreiche Diskussion. Ich versuche daran teilzunehmen. 

 

Mit Herzlichen Grüßen

 

Karin Weber

Abteilungsleiterin 

Modellbahn/Modellbau

ESV Bischofsheim